KREUZWEG
Als Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden bildlichen oder plastischen Darstellungen bezeichnet, die meist aus vierzehn Stationen der Leidensgeschichte Jesu, angefangen von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen. Gelegentlich ist auch eine fünfzehnte Station, die Auferstehung, anzutreffen. Die Stationen sind im allgemeinen mit der jeweiligen Stationsnummer und mit einem Kreuz versehen. Seinen Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem den Leidensweg Jesu nachzugehen. Im späten Mittelalter hielt man dann Kreuzwegandachten als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige Land und bildete dafür die Leidensstätten Jesu nach. Auf diese Weise konnte der letzte Weg Jesu vor Ort nachgegangen und sein Leiden anschaulicher betrachtet werden. Kreuzwegdarstellungen entstanden erstmals in und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen und bei Wallfahrtsorten. Mit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert hielten sie Einzug in die Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten sich zunehmend. Von den vierzehn Stationen, die sich allgemein durchsetzten, haben acht eine direkte Grundlage mit den Evangelien. Die übrigen (das dreimalige Fallen Jesu unter dem Kreuz, die Begegnung mit Maria, das Schweißtuch der Veronika, der Leichnam Jesu im Schoß seiner Mutter) entstammen der Volksfrömmigkeit oder sind legendenhaften Ursprungs. Eine besondere Rolle erhält der Kreuzweg in der Fastenzeit. In der so genannten Kreuzwegandacht wird der Leidensweg Jesu betend und meditierend "nachgegangen". Der Kreuzweg soll nicht nur rückblickend an das Leiden Jesu erinnern, sondern durch die Betrachtung der Solidarität Jesu mit allen Leidenden und seiner Überwindung des Leids dazu bestärken, eigenes und fremdes Leid nicht zu verdrängen, sondern anzunehmen und an der Bewältigung mitzuwirken.